Prüfmethoden
Voraussetzung für einen gleich bleibend hohen
Qualitätsstandard ist eine
ständige, straffe Mischungskontrolle. Geprüft werden
Rohstoffe, Kautschuk-
mischungen und Vulkanisate.
Vergleichbare Untersuchungsergebnisse erhält
man mit exakt bestimmten Prüfmethoden und
Prüfkörpern. Für Deutschland
sind die DIN-Vorschriften bindend. Ersatzweise zieht
man die amerikanischen
ASTM-Normen als Maßstab heran.
Hier einige wichtige Prüfverfahren, die - wenn nicht
anders angegeben - bei
Raumtemperatur erfolgen:
Härte nach Shore A/D (DIN 53505)
Härte ist der Widerstand, den der Gummi dem
Eindringen eines harten
Körpers entgegensetzt.
Üblicherweise misst man, die Härte mit einem
Shore-A-Prüfgerät, bei dem eine Kegelstumpfnadel durch eine Feder in
die Gummi-Oberfläche gedrückt wird. Je weiter die
Nadel in den Gummi
eindringen kann – je weicher also der Gummi ist -,
desto geringer ist der
Zeigerausschlag auf der Mess-Skala, die von 0° Shore A bis 100° Shore A
reicht.
Ein Härteprüfgerät nach Shore
A ist im Bereich von 10-90 Shore A sinnvoll
einsetzbar. Bei härteren Mischungen und bei Hartgummi
wird dagegen mit
einem Gerät nach Shore D
gemessen. Es hat eine spitzere Nadel und eine
stärkere Feder.
Zugfestigkeit, Bruchdehnung
und Spannungswert (DIN 53504)
Zug- oder Reißfestigkeit ist die Kraft, die notwendig
ist, um einen Prüfkör-
per zu zerreißen. Sie wird in N/mm² angegeben.
Die Längenänderung des bis
zum Zerreißen gespannten Probekörpers in
Prozent der ursprünglichen Probekörperlänge wird
Bruch- oder Reißdeh-
nung genannt.
Spannungswert schließlich ist die Kraft in N/mm², die
erforderlich ist, um
den Probekörper um 100 %, 200 %, 300 % usw. zu
dehnen. Der Probe-
körper kann ein in den Maßen festgelegter Normring oder
Normstab sein.
Die Messung erfolgt unter Verwendung einer
Zugprüfmaschine, die den
Körper mit einer konstanten Vorschubgeschwindigkeit
ausdehnt. Das
Prüfergebnis wird mit einem Diagrammschreiber
aufgezeichnet.
Weiterreißwiderstand (DIN 53507 und 53515)
Die Kraft, die ein Vulkanisat
mit einer Schnittverletzung dem Weiterreißen
entgegensetzt, bezeichnet man als den
Weiterreißwiderstand.
Er wird in N/mm ausgedrückt und mit einer
Zugprüfmaschine nach zwei
alternativen Methoden ermittelt – der „Streifenprobe“
(DIN 53507) und
der „Winkelprobe nach Graves“ (DIN 53515). Diese
beiden Verfahren
unterscheiden sich durch die Art des Prüfkörpers.
Bei der Streifenprobe ist das ein ca. 30 mm tief
eingeschnittener Gummi-
streifen, bei der Graves-Methode hingegen ein gewinkelter
Probekörper.
In der Praxis verwendet man mitunter den Begriff
„Strukturfestigkeit“ als
Synonym für Weiterreißwiderstand.
Rückprall-Elastizität (DIN 53512)
Die Rückprall-Elastizität ist ein Maß zur Beurteilung
des Elastizitätsverhal-
tens von Vulkanisaten bei
Stoßbeanspruchung. Sie wird mit einer mecha-
nischen Schwingvorrichtung gemessen.
Der hängende Pendelhammer wird um 90° angehoben und
anschließend
auf die Gummiprobe fallengelassen. Die Elastizität
des Gummis bewirkt,
dass der Pendelhammer zurückprallt. Sie wird als
Prozentsatz aus dem
Verhältnis der gemessenen Rückprallhöhe des Pendels
zu seiner Fallhöhe
angegeben.
Abrieb (DIN 53516)
Die Widerstandsfähigkeit eines Vulkanisates
gegen reibende Abnutzung
ist der Abriebswiderstand. Abrieb ist der infolge der
Reibung auftretende
Materialverbrauch bzw. Verschleiß.
Eine Gummiprobe legt unter einem Anpressdruck von 1 kp auf einer sich
drehenden, mit Schmirgelpapier bespannten Walze einen
Reibweg von
40 m zurück. Der Volumenverlust der Gummiprobe gibt
Aufschluss über
ihre Abriebsfestigkeit. Er wird in mm³ gemessen.
Druck-Verformungstest (DIN 53517)
Die Restverformung eines Vulkanisates
nach Beendigung einer lang an-
dauernden, konstanten Verformung ist als Druck-Verformungsrest (DRV)
definiert. Dabei wird gemessen, um wie viel sich der
zusammengedrückte
Probekörper eine gewisse Zeit nach der Entspannung
nicht mehr zurück-
gebildet hat.
Die Angabe erfolgt als %-Satz aus dem Verhältnis der
nicht mehr zurück-
gebildeten Strecke zur zusammengedrückten Strecke. Die Prüfung
wird
bei Raumtemperatur, tieferen oder höheren
Temperaturen und unter-
schiedlichen Beanspruchungszeiten durchgeführt.
Übliche Messbedingungen sind 72 Std./Raumtemperatur
und 24 Std./7O°C.
Eine andere gängige Bezeichnung für DRV ist „Compression-Set“.
Heißluftalterung (DIN 53508)
Gummi ist ein reaktionsfähiges, organisches Produkt,
das unter dem Einfluss
von Sonnenlicht, Wärme, Sauerstoff, Ozon,
Feuchtigkeit und energiereicher
Strahlung altert. Diese Alterung äußert sich
beispielsweise durch Rissbildung
oder Versprödung und ist irreversibel.
Zur Prüfung der Hitzebeständigkeit beschleunigt man
den Alterungsprozess
künstlich durch Lagerung in Wärmeschränken.
Anschließend vergleicht man
die nun vorhandenen Materialeigenschaften (z.B.
Härte, Zugfestigkeit, Bruch-
dehnung) mit denen vor der künstlichen Alterung.
Verhalten gegen Flüssigkeiten,
Dämpfe und Gase (ISO 1817)
Vulkanisate, die Ölen, Lösungsmitteln, Säuren, Laugen,
Wasserdampf, Gasen
oder ähnlichen Kontaktmedien ausgesetzt sind,
verändern nach einiger Zeit
ihre ursprünglichen Eigenschaften.
Die Aufnahme der Medien und das Herauslösen von
Mischungsbestandteilen
aus dem Gummi führen zu einer Quellung, welche die
mechanischen Eigen-
schaften beeinträchtigt. Zur Ermittlung dieser Werteveränderungen setzt man
die Vulkanisate eine
gewisse Zeit bei bestimmten Temperaturen den Kontakt-
medien aus.