Fertigungsverfahren
Vulkanisation
Unter Zuführung von Wärme geht die Kautschukmischung
vom plastischen
in den elastischen Zustand über - aus Kautschuk wird Gummi. Diesen Ver-
netzungsvorgang bezeichnet man als Vulkanisation.
Die wichtigsten Parameter bei der Vulkanisation sind
die Temperatur und
die Zeit. Beide müssen so aufeinander abgestimmt
werden, dass der zu
fertigende Artikel optimal vernetzen kann. Um einen
angestrebten Vulkani-
sationsgrad (erkenntlich an den physikalischen
Prüfwerten) zu erreichen,
ist bei gegebener Vulkanisationstemperatur eine
bestimmte Heizzeit erfor-
derlich. Eine Faustregel besagt, dass im Bereich von 140°C – 170°C eine
Temperaturerhöhung von 10°C die Halbierung der
Heizzeit bewirkt.
Aus wirtschaftlichen Gründen ist man natürlich an
möglichst kurzen Vulkani-
sationszeiten interessiert und strebt daher nach
„schneller heizenden“
Mischungsqualitäten und hohen
Vulkanisationstemperaturen, die aber nicht
beliebig gesteuert werden können. Ausschlaggebend
sind:
- Art und Dimension des zu vulkanisierenden
Artikels:
Dickwandige Produkte
müssen bei relativ niedriger
Temperatur lange geheizt
werden, um eine gleich-
mäßige Durchvulkanisation
zu erreichen.
- Fließfähigkeit und
Vulkanisationsgeschwindigkeit der Mischung:
Je „schneller“ eine
Mischung eingestellt ist, desto
größer kann allerdings
auch die Gefahr der vor-
zeitigen Anvulkanisation
sein.
- Art der Vulkanisation:
Bei einer
Formvulkanisation ist die Wärmeüber-
tragung günstiger als bei
einer Kesselvulkanisation,
z.B. in Heißluft.
- Maximale Vulkanisationstemperatur der zur
Verfügung
stehenden Verarbeitungsanlage.
- Entformen:
Bei höheren Temperaturen
wird das Entformen schwieriger.
Häufig erreicht man das Optimum der verschiedenen
Eigenschaften
vulkanisierter Artikel zu recht unterschiedlichen
Heizzeiten. Die höchste
Zugfestigkeit und Bruchdehnung erreicht man bei einem
niedrigeren
Vulkanisationsgrad als die maximale Elastizität und
den besten Druck-
verformungsrest. Das bedeutet, dass unterschiedliche
Vulkanisations-
bedingungen zu wählen sind, will man aus ein und
derselben Mischung
verschiedenartige Produkte mit andersartigen
Einsatzbedingungen her-
stellen.
Folgende Phasen sind für einen Vulkanisationsablauf
charakteristisch:
- Plastische Fließphase: Die Mischung beginnt unter Einwirkung
des Pressdrucks in
der Form zu fließen.
- Anvulkanisation: Die
Mischung zeigt erste Vernetzungs-
reaktionen.
- Untervulkanisation: Der
Vernetzungsgrad steigert sich, das
Optimum der
Vulkanisation ist jedoch noch
nicht erreicht.
- Ausvulkanisation: Ein
Großteil des Vernetzungsmittels (z.B.
Schwefel) hat sich
mit dem Kautschuk
verbunden. Das Optimum
der Vulkanisation
ist erreicht. Die Reaktion
verlangsamt sich,
die Kurve flacht zu
einem Plateau ab.
- Reversion: Nach
Überschreiten des Vernetzungs-
optimums kann eine Reversion einsetzen,
d.h. die Mischung wird
durch Aufbruch der
Molekülketten wieder
abgebaut.
T10 = zu diesem Zeitpunkt haben 10 % der
Vernetzung stattgefunden
T90 = die Mischung ist zu 90% vulkanisiert
Tmax = Maximum der Vernetzung
Eine „ideale“ Vulkanisationskurve wird durch drei
Merkmale gekennzeichnet:
erhöhte
Fließfähigkeit der Mischung
um kurze Heizzeiten
zu erreichen
einsetzende Reversion
Extrudieren
Ein Verfahren, das zur Herstellung endlos geformter
Gummistränge wie z.B.
Schläuche, Profile oder Kabel dient.
Die Kautschukmischung, die verarbeitet
werden soll, wird in Form von Fütterstreifen oder als
Granulat über einen Ein-
fülltrichter in einen temperierten Zylinder
eingeführt. Hier wird das Material
durch eine sich drehende Schnecke plastiziert,
erwärmt und homogenisiert.
Durch den von der Schnecke aufgebauten Druck wird die
Masse aus der Öff-
nung gepresst und erhält dabei ihre Form. Die extrudierten
Stränge werden
dann in einem kontinuierlichen oder
diskontinuierlichen Verfahren vulkanisiert.
Druckpressen
Beim herkömmlichen Pressverfahren wird ein in Form
und Gewicht vorberei-
teter Mischungsrohling in das geöffnete Werkzeug
gelegt und unter hohem
Druck verpresst. Da das Material nur relativ kalt in
das Werkzeug eingelegt
werden kann, muss die zur Vulkanisation erforderliche
Wärmemenge über die
Werkzeugoberfläche zugeführt und solange
aufrechterhalten werden, bis der
gewünschte Vulkanisationsgrad erreicht ist. Der Nachteil dieser Fertigungs-
methode ist neben den langen Zykluszeiten ein
verhältnismäßig starker Aus-
trieb, was hohen Materialbedarf und erhebliche
Nachbearbeitung zur Folge hat.
Lagerfähigkeit von Gummi-Mischungen
Die Lagerfähigkeit einer Gummimischung hängt von
ihrer Zusammensetzung ab
und liegt normalerweise zwischen 3 und 12 Wochen. Das
jeweilige Produktions-
datum ist bei Anlieferung den Begleitpapieren oder
den Palettenbeschriftungen
zu entnehmen.
Ungünstige Lagerungsbedingungen können jedoch die
Haltbarkeit negativ beein-
flussen. Es werden daher folgende Empfehlungen
ausgesprochen:
- der Lagerplatz sollte kühl, trocken und vor
direkter Lichteinwirkung (Sonnenlicht,
starkes
Kunstlicht) geschützt sein
- eine Lagerung im Freien sollte unterbleiben
- die Lagerraumtemperaturen sollten nicht unter + 5°C
und über + 25°C liegen,
kurzzeitige
sommerliche Temperaturen bis + 35°C schaden der Gummimischung
im allgemeinen nicht, längere Lagerzeiten über + 25°C können
die Haltbarkeit
aber
verkürzen
- Mischungen auf Chloropren-Basis erfordern eine
Raumtemperatur von mind.
15°C, da
sonst ein Kristallisationseffekt eintreten kann